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Dienstag, 30. Juni 2009 / Mardi, 30 juin 2009 14.00-15.30
Papersessions mit Einzelbeiträgen / Contributions individuelles groupées en papersession
228
Frank, Katharina
PS10 Identifikation oder Distanzierung? Eine qualitativ-empirische
Untersuchung zum schulischen Religionsunterricht in
religionswissenschaftlicher Perspektive
F 26.1
Religionswissenschaftliches Seminar, Universität Zürich
katharina.fran[email protected]
Keywords
Religionsunterricht an der öffentlichen Schule, Religion und Kultur, Religionsunterricht in
sozialwissenschaftlicher Perspektive, Rahmungen von Religion, religiöser und religi-
onskundlicher Unterricht, Religionsunterricht und Religionsfreiheit
In den vergangenen Jahren wurde der Religionsunterricht an den öffentlichen Schu-
len der Schweiz zu einem gesellschaftlich umstrittenen Thema. Plädierten viele Politi-
ker in den 1990er Jahren noch für die Abschaffung eines solchen Unterrichts, sehen
heute viele Bürgerinnen und Bürger angesichts der religiösen Pluralität ein solches
Fach geradezu als gesellschaftspolitische Notwendigkeit. In vielen Kantonen werden
neue Lehrpläne erstellt, neue Lehrerbildungsgänge gestartet und neue Lehrmittel er-
arbeitet. Auf der konzeptionellen Ebene werden seit einigen Jahren heftige Debatten
geführt und von den Akademikern verschiedene Unterrichtsmodelle entwickelt und
diskutiert. Mit der Harmonisierung der obligatorischen Schule kommt nun eine weitere
Herausforderung hinzu.
Was aber passiert tatsächlich in den Unterrichtsstunden, in denen Religion themati-
siert wird? Welche religiösen Traditionen, welche religiösen Themen vermitteln Lehre-
rinnen und Lehrer und wie unterrichten sie diese? Geht es ihnen bei der Weitergabe
von Religion eher um eine Identifikation mit den Inhalten oder um eine Distanzierung
davon? Wie verhalten sich Ethik, Lebenskunde, Geschichte und Religion im so ge-
nannten Religionsunterricht zueinander?
In einem vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Forschungsprojekt bin ich
diesen Fragen nachgegangen und habe 18 Unterrichtsstunden hauptsächlich in der
Deutschschweiz beobachtet. Das Untersuchungsverfahren und das Kodierparadigma
lieferte die Grounded Theory. Forschungsziel war die Entwicklung von Kategorien aus
den Unterrichtsprotokollen, die die Interaktionen zwischen Lehrpersonen und Schü-
ler/Schülerinnen erfassen und anhand derer eine Typologie bezüglich der For-
schungsfrage generiert werden konnte.
Untersuchungsergebnis waren folgende Erkenntnisse:
-Die Interaktionen zwischen Lehrperson und Schüler/in sind asymmetrisch. Die Lehr-
person entscheidet sich für ein Unterrichtsthema, sie bestimmt auch, ob sie auf Wün-
sche und Interventionen der Schülerinnen und Schüler eingehen will oder nicht.
-Die Unterrichtssequenzen folgen in der Regel demselben Muster: Zuerst präsentiert
die Lehrperson ein Thema, entnimmt diesem Thema einen Aspekt, eine bestimmte
Redefigur und rahmt (Goffman, 1980) dann diese Figur auf eine ganz bestimmte Wei-
se: dogmatisch, lebensweltlich oder kulturkundlich.
-Wird auf der Seite der Figur und/oder auf der Seite der Rahmung von Religion ge-
sprochen, handelt es sich um einen Religionsunterricht.
-Aus den Rahmungen, zu denen die Lehrperson anleitet, geht hervor, zu welcher Art
von Partizipation an der thematisierten Religion sie die Schülerinnen und Schüler ver-
anlasst.
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Damit hat die Frage nach der Identifikation oder Distanzierung durch die Analyse der
Rahmungen eine Präzisierung erfahren bzw. eine etwas andere Wendung bekom-
men: Durch ihr Unterrichtshandeln leitet die Lehrperson die Schülerinnen und Schüler
an, an einer oder mehreren Religion(en) aktiv oder passiv zu partizipieren.
Die kommunikationstheoretische Analyse zeigt schliesslich, dass sich die sieben aus
den Unterrichtsprotokollen generierten Vermittlungstypen in zwei Formen von Religi-
onsunterricht unterteilen lassen: den religiösen Unterricht und den religionskundlichen
Unterricht.
Das Einzeichnen dieser aus der Empirie gewonnenen Ergebnisse in verschiedene
religionsdidaktische Diskurse konnte die Erkenntnisse weitgehend bestätigen. Umge-
kehrt trugen die Resultate auch zur Differenzierung und Präzisierung der bestehen-
den religionsdidaktischen Konzeptionen bei. Gesellschaftspolitisch besonders inte-
ressieren dürfte zudem die Leistung der generierten Kategorien und Typologie im
Hinblick auf religionsrechtliche Probleme eines schulisch verantworteten „Religions-
unterrichts für alle“.
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